Kontroverser kann ein Buch wohl kaum beginnen. „Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde“, so ist es auf der ersten Seite der Bibel zu lesen. Im letzten Drittel des ersten Kapitels wird die Erschaffung des Menschen beschrieben. Nur zwei Kapitel später, im Nachgang des Berichtes über den Sündenfall, erfahren die Leser vom ersten Mord der Menschheitsgeschichte.
Nach diesem abscheulichen Verbrechen bin ich als unbeteiligter Betrachter schnell dabei, (m)ein Urteil über den Mörder zu fällen. Doch Gott handelt ganz anders.
Bevor es zu dem Mord kommt, ist in dem biblischen Bericht von einem kurzen Dialog zwischen Gott und Kain zu lesen. „…wenn du fromm bist, so kannst du frei den Blick erheben.“*
Fromm sein ist ein Ausdruck dessen, dass man/frau eine tief im Glauben an Gott wurzelnde Haltung einnimmt, die sich in einer Lebensgestaltung äußert, die sich an den Regeln Gottes orientiert.
Gott dem Bruder des Abel noch vor dem ruchlosen Mord eine Hilfestellung an. Er empfiehlt ihm alles einzusetzen, um den Blick in die richtige Richtung lenken zu können. Gott legt Kain somit eine Lösung für seinen Groll gegen Abel und Gott vor.
Ausgehend von dem Angebot Gotte an Kain, sind es zwei Aspekte, die mir heute in meinem Leben weiterhelfen.
1. Gott ist es, der noch vor der Tat die Lösung für die Misere, in der wir stecken kennt und sie uns auch aufzeigt.
2. Fromm sein meint nicht das meist vergebliche Bemühen eines Menschen, sich strikt an jede einzelne Regel Gottes zu halten.
Aus dem tragischen Ereignis am beginn der Menschheitsgeschichte lerne ich, dass Gott den Menschen nicht einfach nur einen Katalog von Ge- und Verboten vorlegt. Er beginnt bei mir wie damals bei Kain mit dem Schritt, der so viel mehr ist als das Befolgen eines Kataloges. Es geht ihm um unseren Fokus, unsere Blickrichtung.
Dabei hat es mir das kleine Wörtchen „frei“ angetan. Es liegt in meiner freien Entscheidung, ob ich dem Angebot Gottes folge oder nicht.
Viele Dinge, die in meinem Leben nicht nach den Wünschen Gottes gelaufen sind, lagen in meiner Entscheidung begründet. Diese wiederum war eng mit meiner Blickrichtung verbunden.
So bekommt das alte Kindergebet: „Lieber Gott mach mich fromm, dass ich in den Himmel komm!“ Für mich eine völlig neue und relevante Bedeutung. Gott selbst ist es, der Ursprung und Ziel meiner Frömmigkeit ist.
Eine gesegnete Zeit!